Am 30.April 2016 fand das 2. Deutsch-marokkanische Kulturforum in Agadir statt. Eröffnet hat es Lahcen Handi von dem Organisationskomitee mit einem Begrüßungswort, in dem er das Programm dieser Ausgabe vorstellte und den Kontext erklärte, in dem dieses Forum organisiert wurde. Er gab auch eine Analyse des Mottos dieser Ausgabe „Welche Rolle hat die Zivilgesellschaft bei der Stärkung der deutsch-marokkanischen Annäherung?“ Handi machte klar, warum man genau dieses Thema für diese Ausgabe ausgewählt hat. Es ist ein intellektueller und theoretischer Ausgangspunkt als Basis dieser Ausgabe. Dem Begrüßungswort von Handi folgte das Wort des Vorsitzenden des Exekutivbüros des soziokulturellen Vereins Timatarin. Er bedankte sich bei allen, die zur Organisation dieses kulturellen Treffens beigetragen haben. Danach kamen die Worte der Partner des Forums: Leiterin des L'Institut Allemend des Langues (LIAL), Heike-Johannsen-Tarhbalouti, Jamal Tachakour von Capism, und Youssef Benyahia vom Verein Tamza waman. Daraufhin kam man zu den vorgesehenen Aktivitäten.
Kultureller Austausch zwischen Deutschland und Marokko
Am Morgen gab es sehr interessante Beiträge von den Vertretern der deutschen akademischen Institutionen in Marokko, die sich mit den Bereichen der Zusammenarbeit und des kulturellen Austausches zwischen Deutschland und Marokko beschäftigen.
„Das Studium in Deutschland und die Stipendien von DAAD“ war der Titel des ersten Vortrages, den Yakob Trien, DAAD-Lektor an Universität Moulay Smail in Meknes, hielt. In seinem Vortrag erläuterte er die Hochschulausbildung im deutschen föderalen System, wo es Unterschiede zwischen den Universtäten bezüglich des Zulassungsverfahrens sowie der Fächer existieren. Jedes Bundesland hat sein eigenes System, sodass das Zulassungsverfahren beispielweise in Bayern anders als in Hamburg funktioniert.
Er hat auch das Studienangebot Bachelor Professional der Universität von Meknès und der Universität von Aachen und dessen Schwerpunkte vorgestellt. Der Vortrag war informativ für die Studierenden, die vorhaben, ihr Studium in Deutschland fortzusetzen.
Den zweiten Vortrag über die Erfahrung von Moroccan German Experts hielt Nabil Gouza, der Vorsitzende von Moroccan German Experts. Er stellte die Moroccan German Experts vor, die daran arbeiten, die Zusammenarbeit in Bereichen der Wirtschaft, des Handels und der Investitionen zwischen Deutschland und Marokko zu stärken. Die will der MGE durch Beratung der deutschen Investoren über das wirtschaftliche Potenzial Marokkos, sowie mittels Treffen und Foren zwischen den politischen und wirtschaftlichen Akteuren erreichen.
Das Alumniportal Deutschland ist ein redaktionell unterstütztes, soziales Online-Netzwerk, das sich als Angebot für alle Deutschland-Alumni sowie Unternehmen, Netzwerke, Organisationen und Hochschulen versteht. Dieses hat dessen Vertreter in Marokko, Hamid Boukheraz vorgestellt. Er erklärte, wie man dieses Portal benutzt und dessen Ziele sowie dessen Rolle beim kulturellen und akademischen Austausch.
Am Nachmittag ging es um Themen der kulturellen Annährung, der Migration und Integration.
Die Rolle der Kulturaustauschprogramme beim deutsch-marokkanischen Dialog
Im ersten Vortrag sprach Asmaa Merzaq, eine ehemalige IPS-Stipendiatin, über die Rolle der Kulturaustauschprogramme beim deutsch-marokkanischen Dialog – mit dem Internationalen Parlaments-Stipendium als Beispiel. In ihrem Vortrag machte sie deutlich, dass solche Programme eine wichtige Rolle bei der kulturellen Annährung und bei dem kulturellen Dialog spielen. Sie hat von ihrer Erfahrung im Rahmen des Internationalen Parlaments-Stipendium (IPS) erzählt, an die jungen engagierten Leute aus der Maghreb- und Nahostenregion im Sonderprogram und aus allen Ecken der Welt im Regelprogramm teilnehmen. Man wird ein Botschafter seines Landes im Bundestag, der ein Treffpunkt verschiedener Kulturen wird.
Die Rolle der Zivilgesellschaft und der kulturellen Stiftungen bei der Stärkung der bilateralen kulturellen Beziehungen
Diesem Vortrag folgt der Vortrag von Brahim Oubaha, der über die Rolle der Zivilgesellschaft und der kulturellen Stiftungen bei der Stärkung der bilateralen kulturellen Beziehungen sprach. Er sprach über die deutsch-marokkanischen Beziehungen, indem er sie bewertete. Die Rolle, die die Zivilgesellschaft bei der kulturellen Annährung spielen kann, sieht er in der Diversifizierung der Partner und Bereiche des Austausches und der kulturellen Zusammenarbeit. Die Zivilgesellschaft kann die Rolle des Vermittlers zwischen den beiden Kulturgemeinschaften spielen und Vorurteile berichtigen.
Empfehlungen zur Stärkung der kulturellen Beziehungen zwischen den beiden Ländern
Im letzten Teil seines Vortrages gab der Masterstudent am König Fahd Institut für Translation in Tanger Empfehlungen zur Stärkung der kulturellen Beziehungen zwischen den beiden Ländern unter Ihnen:
Ø Die deutsche Sprache in den marokkanischen Bildungseinrichtungen fördern
Ø Studienreisen für deutsche Studierende nach Marokko und für marokkanische Studierende nach Deutschland ermöglichen
Ø Die kulturelle Diplomatie unterstützen
Ø Schaffung von kulturellen Medienkanälen zur Kommunikation zwischen den deutschen und marokkanischen Gemeinschaften
Ø Förderung der Kulturaustauschprogramme
„Migrationsflut nach dem „arabischen Frühling: Chance oder Last für Deutschland?“
„Migrationsflut nach dem „arabischen Frühling“: Chance oder Last für Deutschland“ war das Thema des Vortrages von Ousama Yakoubi, der an der Universität Abdelmalik Essadi promoviert. In seinem Vortrag stellte er Zahlen und Statistiken über Migration und Migranten vor und ging detailliert auf die wichtigsten Phasen der Migration in Deutschland ein. Er betonte die wichtige Rolle der Migranten in der Wirtschaft der Aufnahmeländer.
Er hob die Entwicklungen der Migration nach Deutschland nach dem demokratischen Frühling hervor. Als Beispiel erwähnte er die USA, wo die Migration einen großen Beitrag zu ihrer Wirtschaft leistet. Die Wirtschaft der USA basiert zu einem beträchtlichen Teil auf Migration.:
die kulturelle Kommunikation und den Integrationsprozesses in der Gesellschaft fördern
Da man aus den Potenzialen der Migranten Nutzen ziehen kann, sollte das Aufnahmeland die kulturelle Kommunikation und den Integrationsprozesses in der Gesellschaft fördern - so sieht es Ousama Yakoubi.
die Zusammenarbeit der Zivilgesellschaften und mehr Aufklärung seitens der Medien, um mehr Verständnis zu schaffen.
Im letzten Vortrag von Abderrahim Bougayou, Masterstudent am König Fahd Institut für Translation in Tanger, ging es um ein Thema, das heiße Diskussionen nicht nur in Deutschland ausgelöst hat. Es ging um die Silvesternacht in Köln, zu der Abderrahim Bougayou eine kritische Bestandsaufnahme machte. Er zeigte die Reaktionen der deutschen Medien und der internationalen Presse sowie auch die Reaktionen in den Neuen Medien, die dabei eine wichtige Rolle nach der verzögerten Berichterstattung der Medien gespielt hatte.
In seinem Vortrag unterstrich Abderrahim Bougayou den negativen Einfluss der Reaktionen auf das Bild der Migranten. Die Neuen Medien waren dabei ein Platz, wo Deutsche und Migranten Vorwürfe und Kritik austauschten.
Die Ereignisse wurden auch von bestimmten politischen Seiten wie den Rechtspopulisten instrumentalisiert, um so die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel zu kritisieren, Rassismus gegen Ausländer zu verbreiten und Hass zu schüren. Schließlich machte er Vorschläge, wie man solche Ereignisse vermeiden kann. Er besteht auf die Zusammenarbeit der Zivilgesellschaften und mehr Aufklärung seitens der Medien, um mehr Verständnis zu schaffen. Schließlich betonte er mit Nachdruck, dass die Gewalt gegen Frauen ein kultur- und grenzüberschreitendes Phänomen sei.
Das Forum wurde mit einem Besuch eines von der Kfw-Bank unterstützen Projekts im Dorf Tamza n Waman in Antiatlas-Gebirge abgeschlossen. Die Gäste wurden dort vom Verein „Tamza n Waman“ herzlich empfangen und ihnen wurde das Projekt gezeigt, das den Bewohnern dieses Dorfes großen Nutzen bringt.
Es war auch eine Gelegenheit, das ökologische und natürliche Potenzial dieses Gebietes bekannt zu machen. Dabei waren die Mitglieder des Vereins Tamza n waman und Mitglieder der Frauengenossenschaften und der Vereine für Entwicklung, Zusammenarbeit und Umwelt auf den Dörfern in Toudma. Am Abend wurde die Gedenkstätte für die Märtyrer der der Zusammenstöße der Ait Baha besichtigt.
Im Foyer präsentierten sich verschiedene deutsche Institutionen: deutscher Bundestag, DAAD und Alumniportal Deutschland.